20 Jahre erfolgreiche Putenerzeugung in familiengeführten Betrieben

Qualität, Tierschutz und Sachkunde

Aufzucht und Tierwohl

Die Pute als anspruchsvolles, empfindliches und soziales Tier erfordert einen sensiblen Umgang, optimale Bedingungen und sorgfältige Kontrollen. Tierwohl, Tiergesundheit und Produktqualität sind die tragenden Säulen, die unsere tägliche Arbeit bestimmen, von der Aufzucht bis zur Ausstallung.
Die Photovoltaik- und Biogasanlagen tragen entscheidend zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Hofes bei.

Aufzucht

An ihrem ersten Lebenstag werden die Küken von zertifizierten Elterntierfarmen angeliefert. Bereits in der Brüterei wurden die Küken nach dem Geschlecht getrennt, da die Aufzuchtdauer für Putenhähne (20 Wochen) und –hennen (16 Wochen) unterschiedlich lang ist. Unsere Küken werden von zertifizierten Elterntierfarmen an ihrem ersten Lebenstag angeliefert. Für die Transporteure ist eine umfassende Prüfung, bei der sie ihre Sachkunde im Umgang mit Geflügel nachweisen müssen, gesetzlich verpflichtend. Tierärzte kontrollieren in der Brüterei die Einhaltung der Tierschutztransportverordnung. In der Brüterei werden die Küken nach dem Geschlecht getrennt, da die Aufzuchtdauer für Putenhähne und -hennen unterschiedlich lang ist. Noch in der Brüterei wird mittels einer schonenden Infrarot-Technologie durch speziell geschulte Mitarbeiter der obere Schnabel der Puten gekürzt. Der winzige mit Infrarot behandelte Teil des Schnabels verhornt und fällt nach einigen Tagen von selbst ab. Kannibalismus und Pickverletzungen können so größtenteils vermieden werden. Die Stalltemperatur ist in den ersten Wochen entsprechend hoch. Je weiter die Befiederung fortschreitet desto mehr wird die Temperatur gesenkt, bis auf ein Raumklima von 15-20 Grad Celsius ab der 7. Woche. Viele unserer Ställe sind mit modernster Fußbodenheizung ausgestattet.

Die meisten Küken kommen aus der Brüterei Karzfehn

Haltung

Die Fußballen werden regelmäßig auf Entzündungen hin kontrolliert

Puten sind gesellige und neugierige Tiere. In den oft mehreren hundert Quadratmeter großen Ställen bewegen sie sich frei herum. Durch die großen, offenen Fenster kommen Tageslicht, Luft und Sonne. Zudem verfügen unsere Mitglieder überwiegend über moderne Belüftungsanlagen, die vor allem im Sommer zum Einsatz kommen. Wenn wir in den Stall kommen, drehen sich alle Köpfe zu uns, und die Tiere kommen auf uns zu. Wir geben dem natürlichen Spieltrieb der Tiere Raum und bieten ihnen diverse Möglichkeiten der Unterhaltung. Sie können mit Stroh spielen, bisweilen auch mit Gummistreifen, die von oben herabhängen oder mit Stoffteilen, ebenso wie mit Heukörben, Plastikspielsachen, Zeitungspapier und Tischtennisbällen. Weiterhin haben die Tiere Rückzugsmöglichkeiten, beispielsweise Aufsitze und Picksteine mit Mais und Melasseschnitzeln. Durch stets trockenes, sauberes und saugfähiges Einstreu-Material wie Stroh, Hobelspäne, Dinkelspelzen, Strohpellets bieten wir den Tieren maximalen Komfort. Die richtige Einstreu hält die Fußballen der Tiere trocken und verhindert damit Entzündungen. Während der Haltung ist die Fußballengesundheit ein wesentlicher Indikator zur Beurteilung des Tierwohls.

Etliche unserer Mitglieder haben Offenställe so dass die Tiere nach draußen gehen können. Einige Betriebe sind sogar mit Wintergärten ausgestattet. Die Deutsche Geflügelwirtschaft hat gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Tierschutz die „Bundeseinheitlichen Eckwerte zur Haltung von Mastputen“ entwickelt. Diese legen auch die erlaubte maximale Besatzdichte für Puten fest: 45 Kilogramm pro Quadratmeter für Putenhennen und 50 Kilogramm pro Quadratmeter für Putenhähne. Diese maximale Besatzdichte wird aber – wenn überhaupt – immer erst am Ende der Aufzucht erreicht. Bei verbindlicher Teilnahme an einem Gesundheitskontroll- und Tierwohlprogramm, können die Besatzdichten bis auf maximal 52 Kilogramm (Hennen) und 58 Kilogramm (Hähne) erhöht werden. Bei Biohaltung liegen bei die Besatzdichten bei 21 Kilogramm pro Quadratmeter.

Nahrungsaufnahme

Die Bezeichnung Putenmast ist irreführend, denn unsere Puten fressen freiwillig! Den Tieren steht immer Futter zur Verfügung, zu dem sie freien Zugang haben, und sie können selbst bestimmen, wie viel sie davon fressen. Die Puten erhalten pelletiertes Futter, bestehend aus Getreide (meist Weizen), Mais, Soja und Mineralstoffen sowie Aminosäuren. Das Futter ist immer auf das entsprechende Alter der Tiere abgestimmt. Auch frisches Trinkwasser steht ihnen jederzeit zur Verfügung.

Futter steht jederzeit zur Verfügung

Kranke Tiere kommen in ein Krankenabteil wo sie behandelt werden und Ruhe finden

Kranke Tiere

Besitzer und Pfleger gehen mindestens täglich dreimal durch den Stall und überprüfen den Gesundheitszustand der Tiere. Fällt ein geschwächtes oder krankes Tier auf, wird es umgehend in die Krankenstation gesetzt, das ist ein abgetrennter Teil des Stalls. Es bekommt dort die notwendige Ruhe und kann gezielt behandelt werden.

Sofern der Landwirt eine Veränderung im Gesundheitszustand der Tiere feststellt, verständigt er den Tierarzt und – je nach Ausmaß der Veränderungen – wird versucht, den Bestand entweder mit Säurezusätzen oder pflanzlichen Wirkstoffen zu stabilisieren.

Reicht dies nicht aus, wird nach einem Resistenztest zielgerichtet mit Medikamenten behandelt. Antibiotika werden ausschließlich und fokussiert bei medizinischer Notwendigkeit verabreicht und müssen vom Tierarzt verschrieben worden sein. Das wird genau dokumentiert. Am Ende gewährleistet der Bauer, dass keine Rückstände von Medikamenten und Antibiotika im Fleisch nachweisbar sind. Mit Hilfe von Wartezeiten wird die Rückstandsfreiheit gewährleistet und protokolliert. So kann der Verbraucher sicher sein, ausschließlich bestes Putenfleisch von gesunden Tieren zu essen. Mitglieder der Südhof-Erzeugergemeinschaft gehen äußerst sparsam mit Antibiotika um. In vielen Aufzuchtsperioden kommen sie ohne jegliches Antibiotikum aus und haben auch keines auf dem Hof vorrätig, da sie um die Bedeutung und die Gefahren von Antibiotikaresistenzen wissen und daher schon frühzeitig auf antibiotische Leistungsförderer verzichtet haben – noch vor einer entsprechenden gesetzlichen Regelung. Nur der Tierarzt kann Antibiotika verordnen, um Leiden der Tiere zu verhindern.

Sollte ein Tier nicht therapie- oder überlebensfähig sein, so sieht das Tierschutzgesetz eine entsprechende Tötung zur Erlösung des Tieres vor. Vor der Tötung werden die Tiere betäubt.

Ausstallung und Schlachtung

Der Tierarzt beaufsichtigt die Ausstallung und Schlachtung der Tiere. Der Tag der Schlachtung nach der Mast beginnt mit der Lebendtierbeschau durch den amtlichen Tierarzt (längstens 72 Stunden vor der Schlachtung). Der Veterinär begutachtet den Gesamtbestand. Der amtliche Tierarzt stellt das Gesundheitszeugnis aus, erklärt die Transportfähigkeit der Tiere und gibt die Schlachtung frei.

Vor der Ausstallung wird das Verladeteam unterwiesen in die tierschutzgerechte Verladung. Alle Teilnehmer verpflichten sich dazu und bestätigen das mit ihrer Unterschrift. Um das Verladen für die Tiere möglichst stressfrei zu gestalten, werden die Ställe während des Vorgangs häufig mit blauem Licht beleuchtet. Dies hat eine beruhigende Wirkung auf die Tiere. Die Puten werden per Hand oder mit Hilfe eines Verladebandes in die Boxen gesetzt, ca. 7 Hähne oder 14 Hennen je Käfig. Den Transport übernehmen geschulte Transporteure.